Dissen

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Witajśo k nam do Dešna! - Herzlich willkommen in Dissen! So werden die Besucher in Dissen/Dešno begrüßt. Das Dorf wuchs vom 13. zum 14. Jahrhundert aus zwei Ortskernen und mehreren Kleinsiedlungen zusammen, woraus die ungewöhnliche Anordnung im rechten Winkel und in zwei Grundformen, Sackgassen- und Angerdorf, resultiert. Hier ist man stolz auf sorbischwendischen Traditionen, was auch daran sichtbar ist, dass viele der alten Gebäude erhalten werden. Unter den Bedingungen der Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten war viel Eigeninitiative und Einfallsreichtum gefragt. Oft konnte nur das Nötigste investiert werden. Es wurde wenig verändert und noch weniger neu gebaut. Aus Sicht der Denkmalschützer ist dies heute ein Vorteil. Denn dadurch ist die historische Bausubstanz und Dorfstruktur, wie der Blick auf die älteste erhaltene Flurkarte von 1774 zeigt, weitgehend erhalten geblieben. Dennoch stehen die Dissener vor der Frage, wie ihre alten Gebäude nicht nur saniert, sondern auch zeitgemäß genutzt werden können.

 

Im ganzen Dorf, vor allem entlang der auffallend breiten Dorfanger in den Ortsteilen Grabow und Kóńc, fallen die Vier-Seit-Höfe durch ihre kompakte, wehrhafte Bauweise besonders auf. Für die Höfe charakteristisch ist die Bebauung unmittelbar an der Grundstücksgrenze hin zum öffentlichen Raum. Das eingeschossige Hauptgebäude beansprucht die gesamte Grundstücksbreite und steht traufständig zur Straße. Der dahinterliegende Hof wird durch ein großes hölzernes, individuell gestaltetes Tor erschlossen, rechteckig oder mit Rundbogenabschluss. Rund 35 dieser über 100-jährigen „Torhaushöfe“ kann man im Dorf entdecken, die meisten sind heute liebevoll saniert. Dazu beigetragen hat das Engagement des Dorfes, das ab Anfang der 90er Jahre Straßen, Wege und wichtige Einrichtungen wie Sportlerheim, Jugendraum, Heimatmuseum und Friedhofshalle sanierte. Während andernorts die Feuerwehr aus dem Ort ins Gewerbegebiet verlagert wird, hat die Freiwillige Feuerwehr in Dissen/ Dešno einen alten Bauernhof mitten im Dorf bezogen. 2016 erwarb die Gemeinde die ortsbildprägende Hofstelle Tylcyc in der Hauptstraße 44 mit Wohnhaus, Stall und Scheune aus dem 19. Jahrhundert. Der Name leitet sich vom alten wendischen Hofnamen ab, den alle historischen Hofstellen noch tragen, deutlich sichtbar an Namenschildern. Das Amt Burg (Spreewald), zu welchem Dissen/Dešno gehört, gab 2019 die Planungen zum Umbau als Feuerwehr- und Vereinshof in Auftrag. Das Ensemble sollte anspruchsvoll gemäß der Gestaltungssatzung des Ortes entwickelt werden. Dabei konnte das ursprüngliche Erscheinungsbild in den Grundzügen erhalten und qualitätsvoll ergänzt werden. Im September 2021 wurde der Hof nach umfangreichen Sanierungsund Baumaßnahmen mit neuer Nutzung an die Ortsfeuerwehr übergeben.

 

Das Wohnhaus bietet nun Büro- und Schulungsräume, eine neue Küche und Toiletten. Der Anbau als Feuerwehrgarage mit Umkleide- und Sanitärräumen erweckt den Eindruck, schon immer den Hof begrenzt zu haben. Die ehemaligen Ställe dienen den Vereinen als Lagerräume. Gewissermaßen als eine Referenz an vergangenen Zeiten wurden der alte Backofen und das „Plumpsklo“ erhalten. Der von Klinkergebäuden verschiedener Epochen umrahmte Innenhof bewährt sich als besonderer Veranstaltungsort, etwa für die Auszeichnungsveranstaltung des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ 2022. Hinter dem Hof entstanden 30 Parkplätze. Sanierung und Neubau des Feuerwehrhofes wurden aus Mitteln des Kommunalen Infrastrukturprogramms des Landes Brandenburg (KIP) mit rund 880.000 Euro gefördert. Rund eine Million Euro brachte die Gemeinde Dissen-Striesow/Dešno- Strjažow aus Eigenmitteln auf. Damit leistete sie einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Brandschutzaufgaben im Amt. Der Umbau der Hofstelle Tylcyc ist zwar die größte Investition der Gemeinde, um schützenswerte Gebäude im Ortsbild zu erhalten, aber nicht die einzige. 

 

2010 kaufte die Gemeinde den Vier-Seit-Hof Nowakojc und baute ihn zum Naturkundehof (Spreeauenhof) aus. In der ehemaligen Ausgedingewohnung befindet sich eine Storchenausstellung und in der Scheune eine Ausstellung zur Renaturierung der benachbarten Spreeaue sowie zur Imkerei. Der Verein Naturkundezentrum Spreeaue e. V. hat hier seinen Sitz. Im einstigen Wohnhaus befindet sich ein beliebtes Eiscafé. 

 

Die Fachwerkkirche von 1772 und das Pfarrhaus, das Heimatmuseum (ehemalige Schule), alles eingetragene Einzeldenkmale, und das Gasthaus „Wendischer Hof“ bilden ein prägendes Ensemble im Ortskern. Gleich neben der alten Fachwerkkirche mit floraler Deckenbemalung befindet sich das Heimatmuseum. Es zeichnet ein Bild bäuerlichen Lebens früher Generationen. Besonderer Anziehungspunkt sind die vielen Varianten der niedersorbischen Tracht, die noch heute zu Festen der Brauchtumspflege in Dissen/Dešno getragen werden. Unweit des Dorfes an der Spree liegt das derzeit größte Renaturierungsgebiet Deutschlands. Als Ausgleich für den Braunkohletagebau entstand eine vielfältige Auenlandschaft mit Teichen und Feuchtwiesen, in der sich viele weitere schützenswerte Arten etablieren Die renaturierte Spreeauenlandschaft ist heute ein touristischer Anziehungspunkt. Sehenswert sind die Aueroxsen, die zur ökologischen Landschaftspflege angesiedelt wurden. Dissen hat bislang fünfmal am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen. Im Wettbewerbsjahrgang 2019/2020 wurde Dissen als einer der Bundessieger mit Gold ausgezeichnet.